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Zwei Amerikaner in Bracht: „Wir wollten wissen, wo wir herkommen.“

Eigentlich wollten William (67) und
John R. Schulte (64) schon vor fünf Jah-
ren nach Bracht kommen, aber dann
kam die Corona-Pandemie dazwischen.
Darum waren die Schulte-Brüder im
Mai 2025 in Bracht, um das Haus zu
besuchen, in dem ihre Großeltern Franz
und Theresa Schulte-Brüggemann wohn-
ten, bevor sie nach Amerika auswander-
ten.
Sie kannten dieses Haus mit Schmiede
nur von Fotos, die eine Tante 1993 ge-
macht hatte. Begleitet von deutschen
Nachfahren – Ivo Walter aus Elspe,
Oliver Breiting aus Oedingen und
Tobias Mettbach aus Oberhundem –
besuchten sie das Stammhaus sowie
den Brachter und den Oberhundemer
Friedhof. Aus Oberhundem stammt
die Familie der Großmutter.
Emotionaler Besuch
Für die Brüder aus den USA war der
Besuch im Sauerland sehr emotional.
Bei einem Treffen im Restaurant Kraft-
futter in Bracht waren neben den deut-
schen Verwandten auch der Brachter
Ortsvorsteher Helmut Poggel und
Holger Siepe vom Dorfverein Bracht-
Werntrop anwesend.
William Schulte: „Es ist sehr bewe-
gend, hier zu sein. Denn ich trage den
Namen meines Großvaters, der 1880
in Bracht geboren wurde. Fünf Tage
vor meiner Geburt ist er verstorben.
Ich kenne ihn nur durch Geschichten
und alte Bilder. Ich hoffe, ihn durch
diesen Besuch in Bracht, dem Ort, an
dem sein Leben begann, besser ken-
nenzulernen.“

John R. Schulte: „Ich beschäftige mich
seit mehr als 35 Jahren leidenschaftlich mit Genealogie. Dabei versuche ich herauszufinden, warum
meine Großeltern mit ihrer Familie nach Amerika ausgewandert sind – und warum ein Bruder meines Großvaters

geblieben ist. Das war Franz Anton. Warum hat er das ge-
macht? Er muss etwa 24 Jahre alt gewesen sein – alt genug,
um zu entscheiden: Ich bleibe in Bracht. Hatte er schon
Verantwortung? Wir wissen es nicht. Fest
steht: Viel von dem, was die amerikani-
sche Schulte-Familie in ihrer DNA trägt,
haben wir aus Bracht mitbekommen.“
Der Großvater wanderte von Bracht nach
Westphalia (Westfalen) aus, einen Ort mit
derzeit rund 650 Einwohnern im Westen
des US-Bundesstaates Iowa. Diese Region
ist, wie das Sauerland, bergig – aber mit
weniger Wäldern. Westphalia ist für seine
hervorragende Landwirtschaft bekannt.
William: „Dort, in Westphalia, wo wir
aufgewachsen sind, gibt es viele deutsche
Nachnamen wie Klein, Schmidt, Finken,
Erlbacher – und natürlich Schulte. Alle
waren katholisch und das Leben spielte
sich rund um die St.-Bonifatius-Kirche
ab. Viele Straßennamen in Westphalia
sind deutsch.“
Brief von der
Bürgermeisterin
Die Brüder leben nicht mehr in Iowa.
John R. wohnt in Maple Grove, einer
Stadt mit über 71.000 Einwohnern im
US-Bundesstaat Minnesota. Dort ist er
im Bereich Finanzen und IT bei einer
Beratungsorganisation für Studenten in
ganz Minnesota tätig. William lebt in der
2001 gegründeten Stadt Centennial (ca.
108.000 Einwohner) bei Denver in Co-
lorado. Dort betreibt er ein Unternehmen
für Messgeräte zur Erfassung von Treib-
hausgasemissionen in der Öl- und Gas-
industrie.
Zum Abschluss ihres Besuchs überreichte William Schulte
einen Brief der Bürgermeisterin Stephanie Piko aus Centen-
nial, Colorado, an Ortsvorsteher Helmut Poggel in Bracht,
Nordrhein-Westfalen:
„Es ist mir eine Ehre und persönliche Freude, über den Oze-
an hinweg einen Ort zu grüßen, der für uns eine große his-
torische und kulturelle Bedeutung hat. Als Bürgermeisterin
von Centennial bin ich stolz, Ihnen mitzuteilen, dass auch
meine eigene Familie ihre Wurzeln in Deutschland hat. Um
1800 haben meine Vorfahren die Reise in die Vereinigten
Staaten angetreten und sich in Iowa niedergelassen. Die-
se Verbindung zur deutschen Kultur und den Traditionen
bleibt ein wichtiger Bestandteil unserer Familiengeschichte.
Ich hoffe, dass in Bracht alles in Ordnung ist und wünsche
allen Einwohnerinnen und Einwohnern Gesundheit, Glück
und viel Erfolg“, so Bürgermeisterin Stephanie Piko.

 

Der Artikel erschien in der Sommer WOLL-Ausgabe 2025.
Autor: Tiny Brouwers
Fotos: Hermann-J. Hoffe und privat

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